Wow. damit haben wir nicht gerechnet.
Zwar war uns klar, dass es voll werden würde (wie wir heute erfahren haben, wurden im Vorfeld 3.000 Karten verkauft), dass es aber so voll werden würde beim Stoffwelten Tag der offenen Tür hätten wir nicht erwartet – die Schätzung von Stoffwelten-Geschäftsführer Gunter Wielage gegen Mittag: Rund 5.000 Besucher kamen bis dahin nach Lichtenau, um das Stoffwelten-Spektakel zu erleben.
Wie haben wir den Tag erlebt?
Wir hatten uns überlegt, möglichst früh nach Lichtenau zu fahren, um für euch von Anfang an dabei zu sein. Nach einem kurzen Zwischenstop bei einem großen Elektrohändler zwecks Technikoptimierung kamen wir gegen 9:40 Uhr am Stoffwelten-Gelände an. Die Freiwillige Feuerwehr Lichtenau, die mit rund 30 Kräften für die Verkehrssicherung und den Brandschutz vor Ort im Einsatz war, lotste uns direkt auf den Parkplatz gegenüber dem Stoffwelten-Gelände, so dass wir nur einen kurzen Fußweg bis zur Warteschlange hatten. Während sich Malin schon mal in die Schlange stellte, nutzte ich die Zeit um ein paar Fotos von der Schlange zu machen (z.B. mit der Ricoh THETA S 360-Grad-Kamera*).
Nach rund einer halben Stunde hatten wir das Eingangstor passiert und unsere Goodiebags in Empfang genommen. Wir haben uns dann zunächst in den Zelten von Cherrypicking und Farbenmix umgesehen, um uns dann langsam in die Schlange vor dem Stoffverkaufszelt einzureihen. Auch hier haben wir rund eine halbe Stunde gestanden, bis wir ins Zelt durften. Die Ordner am Eingang ließen immer nur eine gewisse Menge hinein, damit es im Zelt nicht zu voll wurde.
Im Zelt waren große Pappkartons mit verschiedenen in 1m-Coupons zugeschnittenen und verpackten Stoffe aufgebaut. Dabei – wenn man Glück hatte – auch Raritäten, die es online nicht mehr zu kaufen gibt. Wir hatten leider nur bedingt Glück – die gewünschten Rainbow Elephants haben wir nur auf den Armen der Anderen vorbei laufen gesehen. Insgesamt wurden mehrere tausend Meter Stoff an den Mann bzw. die Frau gebracht.
Neben den bereits abgepackten Stoffen gab es auch die Möglichkeit, sich Stoff vom Ballen direkt zuschneiden zu lassen. Wenn ich es richtig gesehen habe, handelte es sich hierbei überwiegend um Standardstoffe anderer Hersteller und nicht um Stoffwelten-Eigenproduktionen. Die Preise waren für die Eigenproduktionen nur leicht reduziert, die Ballenware schien mir allerdings eher günstig zu sein.
Auf dem Weg zur Kasse musste die nächste Schlange passiert werden, was ca. eine Viertelstunde gedauert hat. Etwas später und um einige an Geld ärmer haben wir dann das Verkaufszelt wieder verlassen und uns erstmal einen Schattenplatz gesucht. Von denen gab es auf dem Gelände leider nicht allzu viele, aber im Schatten der Zelte und Bäume ließ es sich dann doch bequem sitzen. Ich habe die Chance genutzt und unsere Schätze und Goodiebags schon mal zum Auto gebracht, damit wir nicht zu viel zu schleppen hatten – waren doch Kameratasche, Stativ und 360-Grad-Kamera schon schwer genug.
Das Verlassen und wieder betreten des Geländes habe ich als problemlos erlebt (auch wenn ich das Gefühl hatte, die Ordnerin fand meine Idee durch den Schwangeren- und Kindereingang durch den ich es verlassen hatte auch wieder herein zu kommen, nicht so gut). Jeder Besucher bekam am Eingang einen Stoffwelten-Stempel, so dass er wiedererkannt werden konnte.
Wir haben uns dann auf den Weg gemacht, uns eine Stärkung zu besorgen. Gerne hätten wir die Pommesbude ein wenig erleichtert – angesichts der langen Schlange vor dem Wagen entschieden wir uns, dass Kuchen doch auch ganz lecker sei. Vorher hatten wir uns schon mit Getränken eingedeckt. Die Preise waren moderat: Eine 0,2l-Flasche Softdrink kostete 1€, der der Jugendfeuerwehr Lichtenau zu Gute kam, Der Kuchen war für 1-2€ und der Kaffee für 1€ zu haben, hiermit wurde der örtliche Schützenverein unterstützt.
Nach der kurzen Stärkung haben wir noch einen Rundgang über das Gelände gemacht, am Stand von Nähmaschinen Ernst gehalten und uns dann die Stoffweltenhalle angeschaut. Neben einer Fan-Lounge ensteht hier bis November 2016 ein kleiner Stoffladen, in dem man aus rund 800 Stoffen auswählen und sich mit den wichtigsten Nähutensilien eindecken kann.
Nach einem kurzen Plausch mit Gundula und Gunter haben wir noch schnell Fotos vor dem riesigen Stoffwelten-Monster gemacht und uns dann gegen 14 Uhr wieder auf den Heimweg begeben.
Kritik an der Organisation
Noch während der Tag der offenen Tür in vollem Gange war, brandete heftige Kritik an der Organisation des Events auf: die aus dem gesamten Bundesgebiet (und darüber hinaus) angereisten Stoffwelten-Fans hatten Probleme auf das Gelände zu kommen, es bildeten sich lange Schlangen von mehreren hundert Metern.
Zwischenzeitlich musste der Einlass auf das Gelände immer wieder unterbrochen werden, was die Wartezeiten in die Höhe schnellen ließ. In der Facebookgruppe zum Event sprachen Teilnehmer von mehr als zwei Stunden Wartezeit in der Schlange. Das sonnige Wetter tat sein Übriges – es kollabierten mehrere Besucher, die vom Rettungsdienst dann umgehend versorgt wurden.
Gegen 11 Uhr (?) wurde ein zweiter Einlass eröffnet, um Schwangeren, Behinderten oder Familien mit kleinen Kindern einen schnelleren Einlass zu ermöglichen. Im örtlichen Getränkemarkt wurde über 1 Tonne Mineralwasser nachgeordert, welches zunächst becherweise, später in ganzen Flaschen kostenfrei an die Wartenden verteilt wurde.
Hatte man den Einlass geschafft, war wieder warten angesagt. Auch vor dem Stoffverkaufszelt und den Zelten für Farbenmix, Cherrypicking und Klimperklein hatten sich lange Schlangen gebildet, die ein Vorankommen schwer gemacht haben.
Hauptaugenmerk der Kritik im Netz ist die stark gesteigerte Besucherzahl: Im Vorfeld wurden 3.000 Karten verkauft, als wir uns gegen 13 Uhr mit Stoffwelten-Geschäftsführer Gunter Wielage unterhielten, schätzte dieser die Besucherzahl auf ca. 5.000. Ob es glücklich war auch Besucher ohne Karte auf das Gelände zu lassen, wird die Nachlese der Veranstalter zeigen müssen. Dass es den Kohl fett gemacht hat, kann aber durchaus bezweifelt werden. Ob sich 1.000 oder 2.000 Menschen in eine Schlange stellen, dürfte auf Grund der Masse nicht viel ausmachen.
Unser Fazit
Unser Fazit ist geteilt. Auf der einen Seite können wir den Unmut derer verstehen, die einen weiten Anfahrtsweg hatten und am Ende nach langer Wartezeit nicht den gewünschten Stoff in den Händen halten konnten. Das ist sicherlich ärgerlich, vielleicht gibt es aber auch Anlass dazu, die eigenen Prioritäten zu hinterfragen, wenn man hunderte Kilometer auf sich nimmt „nur“ um einen Stoff zu ergattern. Zumindest uns ging es – neben der Berichterstattung für Rund ums Nähen – auch darum Bekannte zu treffen, uns Stoffwelten anzugucken und einfach ein wenig Nähevent-Luft zu schnuppern.
Angesichts der Menschenmassen und der langen Schlangen fällt es schwer von einer optimalen Organisation zu sprechen – allzuviele Fehler kann man dem Stoffwelten-Team allerdings auch nicht vorwerfen. Ich würde vermuten auch bei Stoffwelten hat man den Andrang und den Hype den das eigene Schaffen auslöst ein wenig unterschätzt.
Vielleicht sollte man beim nächsten Tag der offenen Tür die Parkplatzwiese als Festplatz dazu nehmen, damit das Areal größer wird. Eventuell ließe sich daraus auch ein Stoffwelten-Volksfest machen – mit noch größerer Hüpfburg, noch größerem Karussell, Plätzen zum Treffen, Workshops usw. Die Verteilung der Besucher könnte mit einer zweitägigen Veranstaltung entzerrt werden.
Unsere eigenen Erfahrungen waren durchaus positiv: Zwar mussten auch wir warten, aber das wird bei einem solchen Tag auch kaum anders zu organisieren sein. Auch in Freizeitparks muss man teilweise lange anstehen und auch das nimmt man als notwendiges Übel in Kauf. Wer sich im Vorfeld mit der erwarteten Menschenmenge und dem Wetterbericht auseinandergesetzt hatte, der hat eigentlich nur wenig Unerwartetes in Lichtenau vorgefunden.
Wir kommen auf jeden Fall gerne wieder und zwar nicht (nur) zum Stoffe shoppen, sondern vor allem auch, weil uns fasziniert, wie sich der kleine 2-Personen-Familienbetrieb zu einem der größten Player auf dem deutschen DIY-Stoffmarkt entwickelt hat. Schön zu sehen, dass Gundula und Guter sich – trotz Erfolg – ihre Normalität bewahrt haben. Ein Beleg dafür war die sichtlich besorgte Gundula, die sich z.B. nahezu jede Beschwerde angehört hat und versucht hat, wenn möglich Abhilfe zu schaffen.
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